Das ist die größte Schwäche Asiens

… und unsere Chance

Dr. Hanne Seelmann ConsultantsWesentliche Erfolgsfaktoren für die Zukunft

Eine wesentliche Voraussetzung für die zukünftige wirtschaftliche Stärke eines Landes liegt in dessen (technischem) Innovationspotential. Und das wiederum hängt vom Ausbildungsniveau seiner Bevölkerung ab.

Schulausbildung in Asien – eine Frage des Einkommens

Ja, man kann hier tatsächlich von „Asien“ sprechen, denn bestimmte Strukturen findet man überall – von Indien über Südostasien bis Fernost. Eine gute (Schul-) Ausbildung ist hier erst einmal eine Frage des Geldes. Es gibt Schulgebühren, oft die Notwendigkeit, sich Schuluniformen leisten zu können. Auch das Studium ist kostenpflichtig. Reiche asiatische Eltern können ihre Kinder nach Europa oder in die USA schicken.

Unterricht in Asien

Unterrichtsalltag in asiatischen Schulen heißt für die SchülerInnen: Disziplin, Frontalunterricht, viel Auswendiglernen. Die Leistungen der Einzelnen stehen in einem harten Wettbewerb untereinander. Häufige Prüfungen entscheiden über die Noten und diese wiederum schlagen sich in einem offenen „Ranking“ innerhalb einer Klasse nieder. Gute Noten bedeuten eine hohe Stellung innerhalb eines Klassenverbandes – oder sollte man hier nicht sogar von einem „Klassenkampf“ sprechen?

Praxisbezug? Eigenständiges Arbeiten? Kreativität?

Diese Eigenschaften werden auf keiner Stufe der Ausbildung gefördert. Immer wieder sind westliche Arbeitgeber erstaunt über die mangelnde Fähigkeit der asiatischen Mitarbeiter zum eigenständigen Arbeiten oder Problemlösen. Auch das Fachwissen ist meist geringer als bei den westlichen Kollegen.

Regierungen erkennen den Wettbewerbsnachteil

Natürlich erkennen die Regierungen vieler asiatischer Länder diesen Wettbewerbsnachteil in einer Weltwirtschaft, in der die Zukunft von Innovationskraft und Kreativität abhängt. Der Stadtstaat Singapur hat deshalb bereits seit 2018 eine Abkehr vom lehrerzentrierten Noten-Konkurrenz-System beschlossen. Der „ungesunde Wettbewerb“ um gute Noten soll durch die Förderung von Kreativität und individuellen Lernformen abgelöst werden.

China – Reform des Schulsystems?

Auch in China weiß man um die Nachteile des eigenen Bildungssystems. Aber hier erschweren vor allem zwei Faktoren eine schnelle Reform. Dies ist zum einen die schiere Größe des Landes mit 1,4 Milliarden EinwohnerInnen. Zum Zweiten stellt sich die Frage, ob sich eine kommunistische Diktatur wirklich eigenständig denkende Menschen erlauben möchte.

Deutschland: Noch gut aufgestellt

Auch wenn in Deutschland viele Medien und BürgerInnen ihr Land am liebsten beschimpfen und ihm völlige Unfähigkeit bestätigen: Noch gehört unser Schul- und Ausbildungssystem zu einem der besten in der Welt.
Was hier bereits in den Grundschulen geleistet wird, möchte ich mithilfe eines Berichtes aus dem Gemeindeblatt meines Wohnortes (an der Stadtgrenze zu Nürnberg) über die Grundschule der Klasse 4a aufzeigen:

„Seit Januar arbeitet die Klasse 4a im Rahmen der ‚Schule im Aufbruch‘ an ihrer HeroTime an verschiedenen Projekten. Auf Grundlage der Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung setzten sich die Schülerinnen und Schüler selbständig mit verschiedenen Themen auseinander. Die Kinder haben zum Müllsammeln im Pausenhof aufgerufen, Bewegungskarten für 5 Minuten Sport entwickelt, Spenden für ein Tierheim gesammelt und eine Woche ein gesundes Pausenbrot angeboten. Nun organisieren Kinder der Klasse 4a einen Swim & Run Wettbewerb für die vierte Jahrgangsstufe im Schlossbad und ein Fußballturnier zur Sanierung des Bolzplatzes an der Gründlach. Hier wird es auch einen Verkaufsstand geben, dessen Erlös an das Tierheim geht.“ (Heroldsberger Heimatblatt, 7/23, S.16)

Sie werden mir zustimmen: Solche Berichte machen Mut, dass Deutschland auch in Zukunft nicht zum Agrarstaat mutieren wird.