Ein Meilenstein für die Sendungsverfolgung:
DB Cargo startet mit VABE in ein neues Zeitalter des Trackings
Güter gehören auf die Schiene – an diesem Ziel arbeitet DB Cargo mit verschiedenen Projekten. Eins davon ist das Projekt Wagon Intelligence, das seit 2017 damit beschäftigt war, die Wagenflotte vollumfänglich mit GPS-Geräten und Sensoren auszustatten. Bis zum Jahr 2021 wurden alle Güterwagen von DB Cargo, mehr als 63.000, erfolgreich ausgerüstet.
Der nächste Schritt ist nun, die Positionsdaten der Wagen nicht nur isoliert zu nutzen, sondern mit den bestehenden Systemen zu verbinden. Bisher beruhte ein wesentlicher Bestandteil der Status-Informationen – wie Abfahrten und Ankünfte, Grenzübertritte oder die Position der Wagen – auf der manuellen Eingabe vor Ort in einer Zugbildungsanlage oder entstand aus der Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kundenzentrums. Dies führte teilweise zu unterschiedlichen Statusangaben, da Eingaben manuell nachbearbeitet werden mussten, zu falschen Zeitpunkten oder teilweise gar nicht gemeldet wurden. Durch die manuelle Eingabe und den fehlenden Standard war die Informationsdichte speziell im Ausland viel zu gering und eine nahtlose Verfolgung der Wagen kaum möglich.
„Value Added Business Events“ revolutionieren Track&Trace
Da das Tracking eine zentrale Kundenanforderung ist, werden die Daten der über 63.000 Güterwagen gesammelt und an die Internet-of-Things- (IoT-)Cloud gesendet. Dort werden die Positionsdaten dann automatisiert ausgewertet, und mit Kontextdaten – wie etwa Auftragsdetails – verknüpft und sogenannte VABEs, „Value Added Business Events“, erzeugt. Ein VABE ist zum Beispiel die automatische Erkennung und anschließende Meldung der Abfahrt, Durchfahrt oder Ankunft eines Wagens an einem Umschlagterminal oder dem Gleisanschluss eines Kunden. Das ist möglich, indem relevante Bahnstellen mit einem sogenannten Geofence markiert werden. Ein Geofence ist ein virtueller Zaun, durch den wir erkennen, wann ein Wagen einen festgelegten Bereich betritt, ihn durchfährt oder wieder verlässt. Diese Geofences können automatisiert erstellt werden, beispielsweise für große Rangieranlagen oder Knotenbahnhöfe. Zusätzlich ist auch ein kundenindividuelles Anlegen für spezifische Übergabebereiche möglich.
Wir haben dazu auch mit Dr. Daniel Rost gesprochen und den Gesamtprojektleiter Wagon Intelligence mit den Schwerpunkten agile Digitalisierungsprojekte, Internet of Things und skalierbare Architekturen gefragt, was VABE für unsere Kunden bedeutet und welchen Nutzen sie konkret haben.
Was ist das Neue an VABE?
In der Vergangenheit haben wir die Daten der GPS-Sensoren in Dashboards gesammelt und angezeigt. Damit konnte unter anderem der Kundenservice Auskunft über die Standorte der Wagen geben. Über eine Kartendarstellung waren diese zwar gut zu erkennen, aber für eine Nutzung in Geschäftsprozessen waren weiterhin zusätzliche manuelle Tätigkeiten notwendig. Mit VABE gehen wir jetzt einen großen Schritt weiter und verknüpfen diese GPS-Daten automatisch mit Auftrags- und Infrastrukturdaten. So können wir leicht nachvollziehen, ob die Bewegung der Wagen zum Auftrag des Kunden passt, das heißt, ob der Wagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Was ist ein Beispiel für ein solches VABE?
DR_ Das ist beispielsweise ein Ankunftsevent im Anschluss des Kunden. Wir wissen dank der GPS-Meldung ganz genau, wo der Wagen ist und in welchem Geofence er sich befindet. Das System gleicht dann mit den Auftragsdaten ab und überprüft, ob das Geofence mit dem Ziel übereinstimmt, und generiert automatisch eine Ankunftsmeldung. Analog funktioniert so auch die Erzeugung von Durchfahrtevents, bei denen der Wagen fest definierte Bereiche, also Geofences, passiert und somit eine nahezu lückenlose Sendungsverfolgung ermöglicht. Weil wir dazu keinerlei händischen Einträge mehr benötigen, funktioniert dies jetzt auch verlässlich in ganz Europa.
Ist damit Aufwand für die Kundinnen und Kunden verbunden?
DR_ Für den Start des Projekts haben wir zunächst etwa 20.000 relevante Orte identifiziert und mit einem Geofence versehen. Dafür haben wir einen Algorithmus entwickelt, der die komplette Landkarte abgerastert und mithilfe der Gleisinfrastruktur, beispielsweise an Bahnhöfen, automatisch einen Geofence gesetzt hat. Lücken, wie etwa spezifische Gleisanschlüsse des Kunden, ergänzen wir sukzessive per Hand. Dabei gehen wir auch auf individuelle Kundenwünsche oder -anforderungen ein. VABE bringt unseren Kundinnen und Kunden also nur Vorteile, ein zusätzlicher Aufwand entsteht dadurch nicht.
Was bringt es den Kundinnen und Kunden ganz konkret?
DR_ Die größten Vorteile sind die Geschwindigkeit der Informationsbereitstellung und die umfassende Transparenz: Mit VABE haben unsere Kundinnen und Kunden jetzt in Echtzeit ihre Wagen in ganz Europa im Blick. Der Zugang erfolgt über unsere zentrale Plattform link2rail und kann somit direkt verwendet werden. Für viele Kundinnen und Kunden ist es ein gewichtiges Argument, dass Track&Trace jetzt eine noch umfassendere Verfolgung im Ausland ermöglicht und in Sachen Sendungsverfolgung zum Straßengüterverkehr aufschließt. Damit geht DB Cargo einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung: mehr Güter auf die Schiene zu bringen.
Europaweit im Einsatz
Der elementare Vorteil von VABE ist, dass die Positionsdaten der Wagen nicht nur in Deutschland, sondern international über den kompletten Laufweg des Wagens durchgehend verfügbar sind. Zusätzlich können bei Bedarf auch Güterwagen anderer Halter angebunden und für die Kundschaft angezeigt werden. Seit Ende März ist die Funktionalität produktiv und versorgt unsere Kundinnen und Kunden über den link2rail-eService Track&Trace mit deutlich verbesserter Datenqualität und damit genaueren und schnelleren Statusinformationen. Täglich produzieren wir so beinahe 200.000 Meldungen – etwa 90 Prozent davon sind Durchfahrten und 10 Prozent Ankünfte und Abfahrten. Diese sind nun über den link2rail-eService Track&Trace sowohl im Portal als auch als API direkt im Kundensystem nutzbar.
Die Integration von VABEs in Track&Trace ist aber nur der Anfang. Zukünftig sollen weitere IT-Entwicklungen folgen, die auf Basis der Positions- und Sensordaten automatisiert Prozesse beschleunigen und vereinfachen werden.
Da mit diesen Aktivitäten die Wettbewerbs- und Logistikfähigkeit des Schienengüterverkehrs verbessert werden, erhält das Projekt Wagon Intelligence im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunft Schienengüterverkehr“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine Förderung in Höhe von 5,7 Millionen Euro.
Quelle und Bildquelle: DB Cargo AG