Catella Infografik: Micro-Living in Europa
Text von Prof. Dr. Thomas Beyerle, Catella Property Consultants GmbH
Wenn man sich in den europäischen Städten aktuell so umschaut, erlebt man eine Lebendigkeit, wie wir diese in den beiden vergangenen Corona-Jahren eher selten gesehen haben. Klar, da sind sicher Nachholeffekte zu diagnostizieren und die wärmere Jahreszeit tut ihr Übriges. Überlagert wird dieses „Meet & Greet“ gleichwohl von einer soziodemographischen Entwicklung, welche sich in den letzten 15 Jahren Bahn gebrochen hat. Die Rede ist dabei von der geradezu explodierenden Anzahl an sog. „Einpersonenhaushalten“ in den urbanen Zentren. Hier liegen die Durchschnittswerte signifikant über 50 % (im Vergleich: Auf Länderebene in der EU kommen diese auf rund 38 %). Klar wird: In den letzten Jahrzehnten hat sich das Profil der Bevölkerung der EU geändert, was zum Teil auf die alternde Gesellschaft, geänderte Muster für Familienbildung und -strukturen und Verlagerungen bei den Rollen von Männern und Frauen zurückzuführen ist.
Dass sich diese Entwicklung auch in der Immobilienwirtschaft niederschlägt, zeigt sich nicht zuletzt bei den Baugenehmigungen im Wohnsegment, gerade auch in urbanen Quartieren und der Etablierung eines eigenständigen Teilmarktes namens „Micro-Living“. Und dieser ist äußerst lukrativ für Investoren. Geringe Flächeninanspruchnahme, hoher qm-Ertrag und ein weiterhin positives prognostiziertes Wachstum.
Der Markt für Micro-Living konnte sich in den letzten Jahren von einem Nischensegment in eine eigenständige Assetklasse entwickelten. Dabei erlaubt die Diversifikation innerhalb der Assetklasse eine Fokussierung auf unterschiedliche Subgruppen wie Micro-Apartments, Serviced Apartments oder Senior-Living. Zwar sorgte die Covid-19-Pandemie, gekoppelt mit einem Mangel an geeigneten Angeboten für einen temporären Rückgang der Nachfrage nach Micro-Living-Objekten, jedoch überwiegen mittel- und langfristig die Megatrends des demographischen Wandels und einer zunehmenden Singularisierung der Gesellschaft, die den Bedarf für Micro-Living weiter hochhalten werden.
Für Investoren:
- In Europa kristallisieren sich Deutschland und die Nordics als die aktuell relevantesten Märkte heraus, in der relativen Betrachtung sind die Preise für möblierte Ein-Zimmer-Apartments in den Metropolen Paris, London und Amsterdam am höchsten
- Urbanisierung, Singularisierung und der demographische Wandel werden vor allem in den urbanen Zentren und deren Randbereichen den Bedarf an Micro-Living-Objekten weiter dynamisieren
- Die zunehmenden Remote-Working-Aktivitäten könnten gleichwohl zu einem Trendshift bei Micro-Apartments führen, hier werden die Forderungen des Kapitalmarktes von 1-Zimmer auf 1,5 – 2-Zimmer deutlicher zu vernehmen sein.
Auch wichtig ist es zu betonen, dass sich der Markt in den nächsten Jahren weiter dynamisieren, aber auch differenzieren wird. Und natürlich auch in der nüchternen Zahlenanalyse: Bewohner von Micro-Apartments sind statistisch „Einpersonenhaushalte“ und nicht zwangsläufig „Single-Haushalte“ (soziotypografisch). Damit käme jetzt Tinder ins Spiel unserer Analyse, aber das heben wir uns auf für die Infografik zur Familiengründung.
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Quelle und Bildquelle: Catella Property Consultants GmbH