Erstes Pfandsystem fürs Badezimmer startet in Berlin

Berliner:innen können ihren Shampoo-Flaschen, Creme- und Zahnpastatuben bald viele neue Leben schenken. Dafür steht ihnen in Kürze im EDEKA Moch am Berliner Alexanderplatz Deutschlands erster Pfandautomat für Plastikverpackungen von Kosmetik- und Körperpflegeprodukten zur Verfügung. Der darin gesammelte Wertstoff wird zu Rezyklat verarbeitet, das die Markenhersteller für neue Verpackungen nutzen können. Anbieter des Pfandsystems ist das Startup Circleback, das den Aufbau eines bundesweit flächendeckenden Pfandsystems für Plastikverpackungen aus dem Badezimmer plant.

„Plastikverpackungen sind ein wertvoller Rohstoff, der bislang nur zu einem Bruchteil genutzt wird“, so Unternehmensmitgründer Brett Dickey. „Wir wollen allen Verbraucher:innen die Möglichkeit geben, mit ihrem Handeln echte Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.“

Der Bedarf an hochwertigen Rezyklaten (recyceltem Plastik) übersteigt seit Jahren das Angebot am Markt. Laut Heinrich-Böll Stiftung (2019) werden bislang nur acht Prozent des über den Gelben Sack gesammelten Kunststoffs zu neuen, gleichwertigen Verpackungen recycelt. Der Grund: Die Säcke enthalten zu viel verunreinigtes Plastik. Die Folge: Nach wie vor wird zu viel hochwertiger Kunststoff als Müll verbrannt, statt ihn zu recyceln, da die Reinigung zu aufwendig ist. Das Problem: Unternehmen sind aufgrund von gesellschaftlichem und politischem Druck gezwungen, mehr Rezyklate zu verwenden, als sie derzeit beschaffen können.

Das Ziel: eine Recyclingquote von 90 Prozent

Das will das Unternehmen Circleback ändern. Sein System orientiert sich am staatlichen Pfandsystem für Getränkeflaschen, das eine Recyclingquote von mehr als 90 Prozent sicherstellt. Circleback hat sein Geschäftskonzept speziell auf die Kosmetik- und Körperflegebranche ausgerichtet: Partnermarken erhalten ihr „eigenes“ Plastik zurück. Für das Einsammeln und das Recycling des Verpackungsmaterials zahlen sie eine Gebühr an Circleback. Um das System bei Verbraucher:innen bekannt und attraktiv zu machen, erhalten diese über die Circleback-App bis zu 20 Cent pro Kunststoffverpackung, die sie am Pfandautomaten abgeben. In späteren Ausbaustufen soll es auch andere Arten der Vergütung durch die teilnehmenden Partnermarken geben.

Die Idee wurde am Meer geboren

Der Plastikmüll am Strand von Panama war es, der den gebürtigen US-Amerikaner Brett Dickey auf die Idee brachte, Circleback zu gründen. Als er 2020 nach Berlin zog, sah er die Zeit gekommen, seinen Plan umzusetzen: „Deutschland gilt im Ausland als Recycling-Champion. Als ich dann hier war, konnte ich mich nicht damit abfinden, dass es kein Kreislaufsystem für Verpackungsplastik gibt – zumal, da das Pfandsystem für Flaschen ja sehr gut funktioniert.“

Wachsende Zahl von Partnermarken

Das aus dieser Idee heraus gegründete Startup Circleback, das vom Company Builder BEAM unterstützt wird, konnte für die Pilotphase Marken wie CATRICE, essence, Dr.Bronners´s, i+m und Kneipp gewinnen, außerdem haben viele Supermärkte und Drogerien Interesse an dem Konzept angemeldet. Mit einem Pre-Seed Investment von 350.000 Euro testet Circleback die ersten Automaten dieses Jahr in Berlin.

Plastikmüll als globale Pandemie

Deutschland ist derzeit der viertgrößte Produzent von Plastikmüll, Tendenz steigend. Global sind die Auswirkungen des Plastikmülls auf die Umwelt verheerend. Erst letzten Monat haben Vertreter aus 175 UN-Mitgliedsstaaten dem globalen Plastik-Problem den Kampf angesagt. Dazu soll ein entsprechendes Abkommen verfasst werden, das ab 2024 verbindlich sein soll. Ziel ist es, die Plastikverpackung in den Kreislauf zu führen.

Quelle und Bildquelle: Circleback Rezyklat