Steinmeier: Wegen des Klimawandels Lebensweise und Gewohnheiten ändern

Deutscher Umweltpreis der DBU „hoch angesehen“

Deutsche Bundesstiftung Umwelt - logoBundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 29. Oktober in Lübeck Klimaforscherin Prof. Dr. Friederike Otto und Holzbau-Pionierin Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer„aus ganzem Herzen“ zum diesjährigen Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gratuliert. Die Gratulation für den „hoch angesehenen“ Preis sei zugleich „eine erneute Mahnung und Aufforderung an uns alle“, so Steinmeier in seiner Rede beim Festakt in der Musik- und Kongresshalle.

„Wir müssen uns, unsere Gewohnheiten und unsere Lebensweise noch in vielem ändern, um der großen Herausforderung des Klimawandels gerecht zu werden“, sagte er.

Bundespräsident: Kampf gegen Klimawandel muss weiter ganz oben auf der politischen Prioritätenliste bleiben
Bundespräsident Steinmeier in der ersten Reihe

Bundespräsident Steinmeier in der ersten Reihe

Steinmeiers Forderung: „Der Kampf gegen den Klimawandel darf nicht von seinem Platz ganz oben auf der politischen Prioritätenliste verdrängt werden“ – auch wenn nun „neue Bedrängnisse im Osten Europas oder im Nahen Osten“ hinzugekommen seien. In den kommenden Jahren werde zwar „eine enorme Kraftanstrengung“ erforderlich sein. „Aber die gute Nachricht ist: Wir haben es selber in der Hand – wir alle, jede und jeder Einzelne in unserem Alltag“, sagte das Staatsoberhaupt. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sagte, man müsse den vielen Krisen der Zeit trotzen und nicht in Verzweiflung geraten. „Denn Panik ist ein schlechter Motor für Veränderung“, so Bonde. Wie Steinmeier rief der DBU-Generalsekretär zum Handeln auf, um zu zeigen, „dass wir diese Krisen lösen und bekämpfen können – nicht mit einem ,Weiter so‘ wie bisher, sondern für eine Kurskorrektur mit aller Kraft und Energie“. Nach den Worten des Bundespräsidenten stehen „die Länder der Welt“ auf der in Dubai bald beginnenden 28. Weltklimakonferenz „in der Pflicht, mit ambitionierten Maßnahmen alles Menschenmögliche zu unternehmen, um der menschlichen Zivilisation inklusive Flora und Fauna im besten Sinn des Wortes Luft zum Atmen zu verschaffen.“

Deutscher Umweltpreis der DBU für „zwei außergewöhnliche Frauen“

In seiner Festakt-Rede nannte Steinmeier Friederike Otto und Dagmar Fritz-Kramer „zwei außergewöhnliche Frauen“, die beide auf jeweils unverwechselbare Weise „mit Engagement und Überzeugung“ die Folgen des Klimawandels bekämpfen. Fritz-Kramer zeichne „jener gute Eigensinn“ aus, „der im besten Sinn der Wissenschaft durch Ausprobieren und Erfahrung immer noch klüger macht“. Klimawissenschaftlerin Otto wiederum wirke wie eine „Klima-Profilerin“ auf der Suche nach der Rolle des Klimawandels bei Extremwetter wie Stürme, Überflutungen, Hitze oder Dürren, sagte Steinmeier in Anspielung auf die in True-Crime-Serien nach Zusammenhängen und Tathergängen forschenden Ermittler.

Wegweisende Forschungsarbeiten für die Zuordnungswissenschaft

Die am Imperial College London arbeitende Klimawissenschaftlerin Friederike Otto hat sich mit wegweisenden Forschungsarbeiten um die sogenannte Zuordnungswissenschaft einen Namen gemacht. Die auch Attributionsforschung genannte Disziplin ergründet, welche Rolle der Klimawandel beim Wetter spielt – also ob und welche Zusammenhänge zwischen Klimaverände-rungen und Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Starkregen bestehen. 2015 hat Otto die Initiative World-Weather-Attribution (WWA) mit begründet und das Verfahren der Attribution von extremen Wetterereignissen zum menschengemachten Klimawandel maßgeblich mitentwickelt. Es geht vor allem um drei Faktoren: die schnelle Veröffentlichung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen globalem Klimawandel und regionalem Extremwetter, neben Ursachenforschung auch die Darstellung lokaler Folgen der globalen Klimakrise sowie schließlich drittens Vorschläge für wirksame Anpassungsmaßnahmen.

Baustoff Holz als hervorragender Klimaschützer

Dagmar Fritz-Kramer ist Geschäftsführerin des in vierter Generation bestehenden Allgäuer Familienbetriebs Bau-Fritz GmbH & Co. KG, kurz Baufritz. Das Unternehmen hat sich auf Fertigholzbau bei Häusern, Wohnungen und Sanierungen spezialisiert. Der Baustoff Holz gilt als hervorragender Klimaschützer. Denn er speichert große Mengen an Kohlenstoff und verhindert so die Bildung von klimaschädlichem Kohlendioxid. Der Gebäudesektor ist schon jetzt ein Schlüsselfaktor, wenn Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral werden will: Er verursacht nämlich hierzulande etwa 40 Prozent der bundesweit jährlich ungefähr 746 Millionen Tonnen Emissionen an klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2).

„Kreislaufwirtschaft pur“ und die Rettung von Menschenleben

Steinmeier wies auf ein akutes Dilemma des Bausektors hin: Wenn es inzwischen etwas nicht mehr gebe „wie Sand am Meer“, dann sei das ausgerechnet Sand – bedingt durch den enormen Verbrauch für Beton und andere herkömmliche Baumaterialien. Der Bundespräsident: „Wir haben unsere Behausungen und Städte auf Sand gebaut und können das nicht endlos fortsetzen.“ Fritz-Kramer habe mit ihrem Betrieb nicht nur ökologisch-nachhaltige sowie ästhetisch attraktive vorgefertigte Häuser und Bausysteme entwickelt, sondern biete auch Recycling an. Steinmeier: „Kreislaufwirtschaft pur, sozusagen.“ Holz sei ein wunderbarer Rohstoff, so Steinmeier. „Als Sohn eines Tischlers“ dürfe er das sagen. Friederike Otto habe sich mit dem WWA-Team durch Echtzeit-Informationen über Zusammenhänge von Klimawandel und Extremwetter große Verdienste erworben. Sie helfe, „den häufig in die Welt gesetzten Fake News über aktuelle Wetterphänomene überprüfbare wissenschaftliche Fakten entgegenzusetzen“, so das Staatsoberhaupt. Und: Ottos Arbeit erlaube Voraussagen, an welchen Orten aufgrund des Klimawandels Extremwetter drohe – und ermögliche dadurch Präventions- und Vorbeugungsmaßnahmen, „die Menschenleben retten können“, sagte Steinmeier.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Bildquelle: Peter Himsel