Geht Amazon jetzt endgültig unter die Logistikdienste?

Amazon - logoAnalysten spekulieren derzeit darüber, was Amazon mit dem jüngst angekündigten Supply Chain by Amazon plane. Bereits seit Jahren weitet Amazon seine Logistikstandorte weltweit zunehmend aus, um den Bestellungen auf dem eigenen Marktplatz gerecht zu werden. Doch die aufgebauten Strukturen könnten auch einem weiteren Nutzen zugutekommen.

Und so gibt es seit jeher Spekulationen darüber, dass der Konzern sich künftig als Logistikdienstleister Dritten gegenüber öffnen könnte. Wie Heise unter Berichte von Bloomberg berichtet, ähnelt die aktuelle Strategie der Geschichte von Amazons Web Services (AWS): erst wurden Strukturen für den internen Nutzen etabliert. Dann wurden diese nach außen geöffnet.

Auf der alljährlichen Seller-Konferenz Accelerate in Seattle stellte Amazon im September zahlreiche neue Dienstleistungen und Services vor, darunter auch Supply Chain by Amazon (siehe Infokasten). Der Dienst soll sich vornehmlich verstärkt auf die Prozesse vor dem eigentlichen Verkauf konzentrieren. So können Handelsunternehmen hiermit ihre eigenen Läger beliefern lassen, Lagerflächen von Amazon anmieten und beliefern oder gar weitere Verkaufskanäle mit Waren versorgen.

Zusätzlich soll der Konzern auch bereits erste Angebote an ausgewählte Online-Shop-Betreiber:innen zur Übernahme von Logistikaufträgen unterbreitet haben

Vor allem die letzten Punkt wecken dabei das Interesse vieler Spekulanten, schließlich scheinen diese erste Schritt hin zu einer Öffnung dazustellen. Wie Thomas Martin, Senior Portfolio Manager von Global Investments ausführt, weise die Taktik Amazons dabei große Parallelen zum Vorgehen auf, welches bereits beim Cloud-Dienst AWS zum Erfolg führte. Daher gäbe es „allen Grund zu der Annahme, dass Amazon dieses Ziel verfolgt und letztendlich erfolgreich sein wird.“

Von Kostenstelle zu Profitcenter

Vor allem in den Post-Corona-Jahren schien es mittlerweile, als hätte Amazon sich hinsichtlich seiner Logistikzentren etwas verzettelt. Viele Neubauten wurden entweder gestoppt oder finalisiert und blieben leer stehen. Amazons Logistik war seit jeder eine Notwendigkeit, um den Bestellungen auf dem Marktplatz Herr zu werden, aber eigenständige Gewinne wurden durch sie nur bedingt eingefahren.

Das könnte sich mit der Öffnung eines vollwertigen Logistikdienstes für Dritte ändern. Denn wie Heise ferner den Analysten Youssef Squali von Truist Securities zitiert, könnte diese „eine große Kostenstelle in ein Profitcenter umwandeln“. Bloomberg prognostiziert sogar mögliche Einnahmen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar.

Bereits Ende 2021 verkündete Dave Clark, damaliger CEO des weltweiten Verbrauchergeschäfts, die Ambition des Konzerns zum „größten Transporteur der Welt“ zu werden.

Effiziente Nutzung bestehender Strukturen

Die möglichen Zukunftspläne könnten sich zudem zusätzlich für Amazon lohnen. Schließlich würden diese eine zusätzliche Verwendung für während des Pandemie-Boom errichtete Logistikzentren darstellen. Nicht nur in Deutschland wurden nach Abebben des Boom zahlreiche Bauprojekte abgebrochen.

Manch bereits gebauter Komplex, wie beispielsweise im hessischen Kassel, wurde zwar fertig gebaut, steht seitdem aber leer. Hier war offenbar zuletzt sogar eine Untervermietung im Gespräch.

Geschrieben von Ricarda Eichler
Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Portal Amazon-Watchblog.de veröffentlicht.