Dem “Logistik-Indikator-Blues” mit Erfolgen begegnen

Bundesvereinigung Logistik - logoEin Kommentar von Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., zum Logistik-Indikator des ifo Instituts

Die Abkühlung der Weltkonjunktur macht sich zunehmend auch im Logistik-Indikator bemerkbar. Viele Unternehmen leiden unter rückläufiger Nachfrage, weitverbreitet werden sinkende Auftragsbestände bzw. Nachfrage berichtet. Im Gegenzug steigen Lagerbestände weiter an und viele Firmen sind unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften.

Zudem ist eine merkliche Kehrtwende bei der Produktion in den energieintensiven Industriezweigen in Deutschland trotz kräftig gesunkener Energiepreise bislang ausgeblieben. Die Personalplanungen waren im 3. Quartal erneut rückläufig. Preissteigerungen sind nach Angabe der Unternehmen nur punktuell und weniger als zuvor durchsetzbar.

Die Läger sind voll, die Mengenvolumen sinken: Die Geschäftserwartungen der Logistikdienstleister verdüsterten sich erneut, sie schauen den kommenden sechs Monaten skeptisch entgegen. Gleichzeitig verschlechterte sich auch die Geschäftslage im Vergleich zum Vorquartal deutlich – ein Nachlaufeffekt zur Krise bei den Verladern. Nahezu kein Wirtschaftsbereich blieb davon verschont. Daher dürfte sich die konjunkturelle Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Vom Verarbeitenden Gewerbe dürften zunächst keine konjunkturellen Impulse ausgehen. Die Nachfrage nach Industriewaren in wichtigen Absatzmärkten wird schwach bleiben und frühestens gegen Jahresende wieder anziehen – so sagen etablierte Volkswirte.

Aber: Zumindest bei Industrie und Handel zeigen die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate im August trotzdem erstmals wieder einen leicht positiven Trend. Wenn sich diese Erwartungen bestätigen, dann wird das erfahrungsgemäß mit etwas Verzug auch auf die Logistikdienstleister übergreifen. Aber auch bei diesen sehe ich trotz der düsteren Indikator-Zahlen schon jetzt Positives. Warum? Viele Logistiker sagen: „Never miss the chance of a crisis“. Der Indikator bildet „nur“ die nächsten sechs Monate ab. In Supply Chain-Management und Logistik wird aber längerfristig geplant. So sehen wir bei unseren Mitgliedsunternehmen heute schon erhebliche Investitionen in neue Technologien, um durch Rationalisierung und verbesserte Effizienz den Fachkräftemangel meistern zu können: mit KI-Einsatz in der Routenplanung, zum automatischen Identifizieren und Steuern von Sendungen oder zum Erschließen intermodaler Verkehre. Das geschieht im Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis. Und diese Investitionen sind ein klares Zeichen für die Zuversicht vieler Unternehmen.

Karsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg, prognostizierte schon beim Forum Automobillogistik im Juni 2023, dass die Wirtschaftsleistung im 3. Quartal wohl um 0,2% im Vergleich zum Vorquartal sinken würde. Aber zum Jahresende sei wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen, bevor dann im kommenden Jahr gesamtwirtschaftlich eine Erholung einsetze. Das ifo-Institut prognostiziert, in den kommenden beiden Jahren werde die Wirtschaftsleistung um 1,4% und 1,2% zulegen. Die Inflationsrate werde weiter zurückgehen von durchschnittlich 6,0% in diesem Jahr auf 2,6% im kommenden und 1,9% im übernächsten Jahr. Insbesondere die Gas- und Strompreise werden für die Verbraucher günstiger werden und spätestens Anfang kommenden Jahres unter die von der Bundesregierung festgelegten Preisdeckel sinken. Und vor wenigen Tagen meldet der Kiel Trade Indicator: Die Werte für den Welthandel liegen allesamt bereits wieder im grünen Bereich und zeigen teils deutliche Steigerungen gegenüber Juli. Auch für Deutschland liegen die Werte im Plus. Wenn das kein Lichtblick ist?

Logistik-Indikator

Quelle und Bildquelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V.