Tag der Logistik 2023:

Fachkräftemangel ist und bleibt Herausforderung

BVL Service GmbHAm 20. April, dem Tag der Logistik, öffnete Deutschlands drittgrößter Wirtschaftsbereich seine Tore für die breite Öffentlichkeit. Bei der offiziellen Pressekonferenz kamen Praktiker der Logistik zu Wort sowie Stimmen aus der Forschung. Und ebenso Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik. Zentrales Thema waren die aktuellen Herausforderungen durch den Fachkräftemangel und mögliche Lösungsansätze.

Der Wirtschaftsbereich Logistik ist mit 319 Mrd. Umsatz (Prognose 2022) nach Automobil und Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland. Nicht nur als Garant für Versorgungssicherheit, sondern auch als Arbeitgeber spielt die Logistik in Deutschland eine bedeutende Rolle. Denn die Zahl an Akteuren, Unternehmen und Beschäftigten im Wirtschaftsbereich Logistik ist rekordverdächtig. Nur knapp die Hälfte der logistischen Leistungen, die in Deutschland erbracht werden, besteht in der gemeinhin sichtbaren Bewegung von Gütern durch Dienstleister zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die andere Hälfte findet in der Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb von Unternehmen statt. Allein 80.000 überwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen sind Teil des Logistikdienstleistungssektors, mit über drei Millionen Erwerbstätigen arbeiten rund dreimal so viele Menschen in der Logistik wie beispielsweise im Maschinenbau.

Doch wie andere Branchen leidet auch die Logistik unter dem Fachkräftemangel, der durch die demographische Entwicklung noch verstärkt wird. Gleichzeitig bieten Digitalisierung und Automatisierung, geänderte politische Rahmenbedingungen, erleichterte Zuwanderung und weitere Maßnahmen Chancen, dem Mangel an Arbeitskräften zu begegnen.

Fachkräftemangel – gekommen, um zu bleiben

Der europaweit stattfindende Tag der Logistik wurde 2008 von der BVL (Bundesvereinigung Logistik e.V.) initiiert und bot der breiten Öffentlichkeit auch in diesem Jahr wieder viele Möglichkeiten, Logistik-Unternehmen vor Ort kennenzulernen. Insgesamt fanden am Tag der Logistik mehr als 165 Veranstaltungen statt. Dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen, Luxemburg, Litauen, der Niederlande, der Schweiz, der Türkei und sogar der Ukraine, von denen viele online verfolgt werden konnten.

Auf der offiziellen Pressekonferenz, die am 20.04. im House of Logistics and Mobility in Frankfurt am Main stattfand, wurden Chancen und Risiken für den Wirtschaftsbereich Logistik von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet.

Eingeleitet wurde die Pressekonferenz zum Tag der Logistik durch Oliver Luksic. Es sprachen außerdem Dr. Klaus Wohlrabe vom ifo Institut in München, Christina Thurner, Gesellschafterin und Vorstandsmitglied der Loxxess AG sowie Vorstandsmitglied der BVL, Volker Klassen, Geschäftsführer des Hafen Trier, sowie Stefan Rummel, CEO der Messe München.

„Antworten auf den chronischen Fahrermangel liegen beispielsweise in attraktiven Arbeitszeitmodellen und der systematischen Verbesserung und Erweiterung des Raststätten-Netzes“, betont Oliver Luksic bei der Pressekonferenz. „Die Politik steht zudem in der Verantwortung, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa hinsichtlich der Berufskraftfahrerqualifikation. Wir wollen qualifizierte Fachkräfteeinwanderung und den Zugang zu Fahrberufen erleichtern. So wird das Visumverfahren für Berufskraftfahrer deutlich vereinfacht; die bisherige Vorrangprüfung entfällt; eine Erklärung des Arbeitgebers reicht aus. Auch wird die Grundqualifikation zum Berufskraftfahrer künftig in mehreren Fremdsprachen möglich sein. Daneben ist es von größter Bedeutung, das einheimische Potential an Arbeitskräften zu heben. Gute Arbeitsbedingungen, attraktive Arbeitszeitmodelle und Löhne spielen hier eine wichtige Rolle. Hier sind auch die Unternehmen selbst in der Pflicht.“

Der Parlamentarische Staatssekretär kündigte überdies eine Vereinfachung der Anerkennung von Dokumenten in der europäischen Binnenschifffahrt an. In seinem Fazit betonte er die hohe Attraktivität der durch die Digitalisierung sich stark verändernden Berufsbilder in der Logistik. Wichtig sei aber eine verstärkte, positive Kommunikation durch die Wirtschaft. Der Tag der Logistik leiste hierzu einen wichtigen Beitrag.

Aus wissenschaftlicher Seite beleuchtete Dr. Klaus Wohlrabe die Diskussion mit einer allgemeinen Einschätzung zum Arbeitsmarkt. Dabei unterlegte er die Diskussion mit neuen Erkenntnissen vom Arbeitsmarkt:

  • Die Anzahl der Arbeitsplätze in der Logistik ist in den letzten 8 Jahren um rund 40 Prozent gestiegen (von 2014 bis 2022).
  • Der Anteil an ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich von 13 auf 31 Prozent mehr als verdoppelt.
  • Der Frauenanteil ist weiterhin eher niedrig, zuletzt lag er bei rund 19 Prozent, hier ist seit Jahren kaum Bewegung drin.
  • Die Anzahl der Auszubildenden ist über die Jahre nur leicht gestiegen (um ca. 3 %). Offene Stellen haben sich in den letzten 15 Jahren fast vervierfacht.

„Der Fachkräftemangel ist gekommen, um zu bleiben,“ erklärte Dr. Wohlrabe. „Dies gilt für die Gesamtwirtschaft und insbesondere auch für den Bereich Logistik. Die Logistik ist daher gut beraten, ihre faktischen Vorzüge als Arbeitgeberin noch stärker herauszustellen. Die Politik muss vor allem zuverlässige Rahmenbedingungen für die Zuwanderung von Fachkräften setzen. Aber auch die Logistik kann die Potenziale der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz heben, zum Beispiel beim autonomen Fahren, um so dem Fachkräftemangel Herr zu werden.“

Christina Thurner ergänzte die Runde mit der Sicht des Logistikdienstleisters, berichtete über Neuheiten bei technischen Hilfsmitteln wie Automatisierung und Künstlicher Intelligenz und hob das Potenzial von Frauen in der Logistik hervor sowie die Bedeutung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Quelle: BVL Service GmbH
Bildquelle: ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München