Lieferengpässe:

Lidl gründet eine eigene Reederei

LidlLebensmitteldiscounter Lidl hat offenbar genug von Lieferproblemen und hohen Transportraten in der Seefracht – und nimmt das Ruder nun buchstäblich selbst in die Hand.

Lidl will unter dem Namen „Tailwind Shipping Lines“ eine eigene Reederei gründen. Das gehe aus dem Register des Europäischen Markenamts hervor. Das zur Schwarz-Gruppe gehörende Unternehmen will so offenbar die Hoheit über die eigenen Lieferketten zurückgewinnen.

Als Geschäftsfeld wurden neben Speditions-, Verpackungs- und Lagertätigkeiten hauptsächlich Transportdienstleistungen zur See und in der Luft angegeben. Der Fokus liege – wie der Name schon vermuten lasse – auf der Seefracht, meldet die Verkehrsrundschau.

Lidl will mehr Flexibilität

Das Ziel der Gründung sei Wolf Tiedemann, Vorstand der Lidl Stiftung & Co. KG, zufolge „das gestiegene Volumen von unterschiedlichen Produktionsstätten langfristig in Teilen flexibler managen zu können“. Man wolle selbst Kapazitäten auf See haben. Mit dem Schritt soll darüber hinaus sowohl die Sicherheit in den eigenen Lieferketten als auch die Warenverfügbarkeit in den Geschäften verbessert werden, heißt es im Bericht.

Der zunehmende Einfluss größerer Unternehmen auf die Lieferketten lässt sich bereits an mehreren Stellen beobachten: Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers (PwC) hatte etwa im letzten Jahr deutlich mehr Firmenübernahmen seitens der Logistiker registriert: Vornehmlich große Reedereien wollten durch Zukäufe mehr Einfluss auf Speditionen erringen. Namhafte Handelsunternehmen wie Ikea, Walmart oder Home Depot hatten wegen der Warenknappheit in den eigenen Geschäften zudem bereits selbst Schiffe gechartert, um auf diese Weise an die notwendigen Lieferkapazitäten zu gelangen und flexibler auf Engpässe reagieren zu können.

Seit Beginn der Corona-Pandemie kam es immer wieder zu Störungen in den Lieferketten: So kommt es etwa in China wegen Corona-Ausbrüchen in Kombination mit der dortigen Null-Covid-Politik immer wieder zu Schließungen von Betrieben und Häfen, was Lieferprobleme oder Schiffsstaus verschärft, wie sich derzeit erneut am Lockdown in Shanghai zeigt. Hinzu kommen die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, durch die weitreichend wichtige Handelsverbindungen unterbrochen sind und Transporte umgeleitet werden müssen.

Geschrieben von Hanna Behn
Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Portal Logistik-Watchblog.de veröffentlicht.