Lkw-Überfall: Fahrradteile im Wert von Hunderttausenden Euro gestohlen

BIKE FUN InternationalKomponenten für Fahrräder sind wegen Lieferkettenproblemen bereits ein rares Gut. Um an die begehrten Waren zu kommen, raubten Unbekannte nun eine ganze Lkw-Lieferung aus.

Eine Lieferung von Fahrradteilen, die für den tschechischen Fahrradhersteller Bike Fun International (BFI) bestimmt war, erreichte nie ihr Ziel: Bei einem Überfall, der sich Ende Januar an einer deutschen Autobahnraststätte ereignete, bemächtigten sich Unbekannte der kompletten Ladung eines Lkw, wie u. a. die Fahrrad-Nachrichtenportale MTB-News und Pedelec-Elektro-Fahrrad mit Verweis auf Informationen des Unternehmens melden.

Demnach seien die Kriminellen sehr professionell vorgegangen: Sie betäubten den Fahrzeugführer während seiner Ruhepause mit einem Gas, das sie durch die Fahrerkabine einleiteten. Möglicherweise hätten sie die Fracht dafür bereits gezielt von der Beladung bis hin zu einer Pause des Fahrers verfolgt, um zuzuschlagen. Um ihre Spuren im Laderaum zu verwischen, nutzten sie überdies Feuerlöscher.

Millionenschaden für den Fahrradhersteller

Erbeutet haben die Diebe Komponenten wie Bremsen, Schaltwerke, Di2-Akkus, diverse E-Bike-Teile sowie Naben und Displays der Marken Shimano, Superior und Rock Machine – einige Kisten mit weniger wertvollen Teilen seien im Lkw-Laderaum verblieben. Die gestohlenen Materialien haben einen Gesamtwert von 270.000 Euro und waren für die Herstellung von rund 10.000 Rädern vorgesehen. Ihr Verlust habe BFI zufolge deshalb weitreichende Folgen: Das Fehlen der Komponenten, für die es vielfach keine Alternativen am Markt gebe, könne die Produktion einzelner Modelle um bis zu ein Jahr verzögern. Dadurch könnte dem Unternehmen ein Verkaufswert von 10 Millionen Euro entgehen.

„Diese Situation haben wir wirklich noch nicht erlebt. Selbst Shimano war noch nie mit einem gezielten Diebstahl auf eine Lieferung in einem ähnlichen Ausmaß konfrontiert. Wir hoffen, dass sich diese Fälle aufgrund der Teileknappheit nicht wiederholen werden, denn trotz aller Maßnahmen, die wir ergriffen haben, kann uns keine Versicherung für den Verlust und vor allem den Ruf der verspäteten Lieferung entschädigen“, erläutert Petr Kroska, Verantwortlicher für die Lieferketten bei BFI.

Geschrieben von Hanna Behn
Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Portal Logistik-Watchblog.de veröffentlicht.