Die-15-Minuten-Stadt – neue DNA für Immobilieninvestoren?
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Konzepte für den Städtebau gewandelt. Die Charta von Athen aus 1933 postulierte die autogerechte Stadt, die Charta von Leipzig aus 2007 die „gerechte“, „grünen und „produktive“ Stadt. Hinzu kommt noch die Digitalisierung als Querschnittsfunktion – postuliert als SmartCity.
Wer in dieser Entwicklung den Überblick verliert, sei beruhigt, denn ein neues Postulat findet europaweit immer mehr Anhänger: die „15-Minuten-Stadt“. Städte, Kommunen, Projektentwickler und die Fahrradfraktion finden ihren Gefallen daran. Denn innerhalb eines Radius von 15 Fahr-/Geh-Minuten sind dann idealerweise die wesentlichen Infrastrukturen Einzelhandel, Ärzte, Naherholung, Bildung und Gastronomie/Kultur zu finden. Ziel ist die Fokussierung auf dezentrale Dienstleistungen bei anhaltend hoher netzinfrastruktureller Ausstattung inklusive klimagerechter Gebäude. Und innerhalb der Stadtquartiere eine fußgänger-, fahrrad- und verkehrsfreundlichere Verkehrsführung zu entwickeln.
Dass dies mittelfristig Auswirkungen auf Stadtentwicklung, Projektentwicklungen und Renditen haben wird, liegt auf der Hand. Diese Fokussierung bzw. Verdichtung des urbanen Lebens auf wenige Straßen oder Quadratkilometer wird zu Urbanisierungseffekten wie Neubauten, höheren Bebauungsdichten, Gentrifizierungseffekten und letztlich höheren Kauf- und Mietpreisen führen. Sie sind ein Ergebnis dieser Ideologie.
Catella Research hat deshalb in der aktuellen Infografik:
„Die-15-Minuten-Stadt – neue DNA für Immobilieninvestoren?“
nicht nur die Grundelemente dargestellt, sondern auch anhand von 4 europäischen Beispielen die Operationalisierung herausgearbeitet. Sei es das Quartier Latin in Paris, Södermalm in Stockholm, El Raval in Barcelona oder Bockenheim in Frankfurt (es gibt natürlich noch bedeutend mehr Beispiele) – allen ist gemein, dass dieses Modell dort seine intuitive Umsetzung erfährt mit den oben skizzierten Effekten.
Klar ist aber auch: Durchmischung, Bezahlbarkeit und Investorendenken zusammenzubringen und damit allen Anforderungen gerecht zu werden, erscheint zunächst unmöglich. Es ist naiv zu glauben, dass diese vorherigen Strukturen sich unter Marktgesichtspunkten irgendwie konservieren ließen. Die kurzen Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Konsumieren sind sicher das europaweite Mantra der nahen Zukunft in der Post-Covid-Phase. Prozessual sollte man aber auch die neuen Preisschilder und eine veränderte soziale Durchmischung innerhalb der propagierten 15 Minuten benennen. Die Infografik informiert über diese Diskussion.
Quelle und Bildquelle: Catella group