Mitten in der Corona-Krise: Tchibo erzielt erstes Umsatzwachstum seit Jahren

TchiboDer Kaffee-Röster Tchibo konnte seinen Gesamtumsatz im vergangenen Geschäftsjahr 2020 ein wenig erhöhen. So steht jetzt ein europaweiter Netto-Umsatz von 3,133 Mrd. Euro in den Büchern, was zwar nur einem Mini-Plus von einem Prozent entspricht. In den Vorjahren war der Umsatz allerdings noch gesunken. 2020 dagegen hat Tchibo den Turnaround geschafft – trotz oder wegen der Corona-Krise.

Denn die Pandemie hat das Geschäft unterschiedlich beeinflusst. So waren auch Filialen von Tchibo im vergangenen Jahr zeitweise geschlossen, als in Deutschland bei dem ersten Lockdown quasi nur noch Supermärkte ihre Geschäfte öffnen durften. Dazu hat das Out-of-Home-Geschäft mit B2B-Kunden den Konzern nach eigenen Angaben im Jahr 2020 „stark belastet“.

Hier verkaufen die Hamburger über ihren Coffee-Service an Gastronomie und Firmen. Wenn aber wegen Corona die Menschen zu Hause arbeiten und Restaurants geschlossen sind, sinkt auch die Nachfrage bei B2B-Kunden.

Im Gegenzug hat sich bei Tchibo das Geschäft im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) stark entwickelt, wo der Kaffee-Röster allein in Deutschland über 8.000 Depots betreibt. Diese liegen in Supermärkten und bieten Kunden eine Auswahl an Kaffee und Non-Food-Artikeln. Befeuert haben dürfte das Geschäft im LEH zum einen, dass Supermärkte auch im Lockdown weiterhin geöffnet waren. Zum anderen dürften Verbraucher hier auch Geld ausgegeben haben, das sie ja nicht in Restaurants liegen lassen konnten.

Starkes Geschäft im E-Commerce und LEH

Für diese These spricht jedenfalls, dass Supermärkte generell im vergangenen Jahr ein Gewinner der Corona-Krise waren. Das gilt auch für den E-Commerce. Denn 2020 haben Verbraucher generell mehr Einkäufe ins Internet verlagert. Kein Wunder, wenn Geschäfte ganz geschlossen waren oder oft nur eingeschränkt öffnen durften. Diese Umstände dürften auch Tchibo bei seinem Online-Geschäft in die Karten gespielt haben. Denn seine Online-Umsätze konnte Tchibo gleich zweistellig steigern. Das liegt auch daran, dass der Online-Shop im vergangenen Geschäftsjahr weiter optimiert wurde. Zudem hat sich auch das Non-Food-Geschäft gut entwickelt – sowohl on- als auch offline. Das begründet Tchibo damit, dass man „inspirierende und am Kundennutzen ausgerichtete Angebote“ entwickeln konnte.
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Tchibo konnte aber letztlich auch davon in der Krise profitieren, dass der Konzern über verschiedene Kanäle an unterschiedliche Kundengruppen verkauft. Schließlich lassen sich dadurch Umsatzeinbußen bei einem Geschäftszweig auffangen, wenn es in einer anderen Sparte besser läuft. Während nun aber der Netto-Umsatz gestiegen ist, hat sich das Ergebnis verschlechtert. Denn im Geschäftsjahr 2020 ist das EBIT gesunken von 134 auf 90 Mio. Euro. Ein Grund sind unter anderem höhere Transportkosten.

Tchibo betreibt in acht Ländern rund 900 stationäre Ladengeschäfte sowie Online-Shops. Neben Kaffee bietet der Multichannel-Händler wöchentlich wechselnde Non-Food-Sortimente („Jede Woche eine neue Welt“) sowie Dienstleistungen wie Mobilfunk oder Reisen. Tchibo beschäftigt rund 11.450 Mitarbeiter.

Geschrieben von Stephan Randler
Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Online-Portal Neuhandeln.de.

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