WITRONs Oberflächen-Offensive
Eine neue Generation von Software-Oberflächen zieht in die Logistikzentren ein. WITRON startete vor einigen Monaten seine Oberflächen-Offensive – architektonisch, im UX-Prozess und in der Visualisierung.
WITRON plant, realisiert und betreibt hochdynamische Verteilzentren für Handelsunternehmen in Europa, Nordamerika und Australien. Obwohl die Wirtschaftlichkeit und der Output einer Gesamtanlage natürlich immer im Vordergrund stehen, sind Software-Oberflächen für Dr. Stefan Bauer oft der „Moment of Truth“ in der Kundenbeziehung. Er verantwortet seit einigen Jahren das Change-Projekt zu Software-Oberflächen beim international erfolgreichen Familien-Unternehmen aus dem bayerischen Parkstein.
„Bei den Oberflächen erlebt der Kunde, wie benutzerfreundlich am Ende eine Software ist“, erklärt Bauer, der mit seinem Team WITRONs Oberflächen auf ein neues Level gebracht hat. Die Aufgabe an ihn und sein Team: Browserbasierte Anwendungen in der WITRON-Systemwelt zu etablieren. Ein großer Schritt für den Intralogistiker. „Es kamen vermehrt Kundenanforderungen auf uns zu, sich dem Thema zu widmen. Software verändert sich. Die Ansprüche aus der Consumer-Welt sind hoch. Kundenwünsche verändern sich auch bei den Oberflächen. Der Maßstab sind nicht mehr Office-Produkte. Mobile Applikationen, Webtechnologien sind der Standard. „Wir können die Oberflächen dynamisch skalieren, wir können dann eben auch die entsprechenden modernen Hosting-Optionen anbieten, von On-Premise, Data-Center bis Hyperscaler und gerade das ist heute eine Erwartungshaltung, sehr relevant, auch bei Lagersoftware“, erklärt Stefan Bauer. „Denn eine State-of-the-Art-Anwendersoftware definiert sich anhand verschiedenster Kriterien: ein hoher Funktionalitätsumfang, Stabilität, Klarheit, Einfachheit, Performance, individualisiert für den jeweiligen User in seinem speziellen Arbeitsbereich.“
Pilotprojekt: Browserbasiertes WMS für Kunden aus der Gesundheitsbranche
Mit einem nordamerikanischen Kunden aus der Gesundheitsbranche starteten die Oberpfälzer von der Theorie in die Praxis. „Wir haben ein komplettes WMS auf eine browserbasierte Applikation umgestellt, welche an über 40 Standorten ausgerollt wird. Browserbasierte Oberflächen erlauben andere Protokolle auf allen Endgeräten“, berichtet Bauer. Der Übergang zu browserbasierten Oberflächen gestaltete sich komplex und erforderte eine enge Zusammenarbeit mit den Technologiepartnern wie Microsoft und Oracle. „Wir haben unser eigenes Framework wie z. B. MIS angepasst, weiterentwickelt und auch die Workstation-Dialoge waren Teil der Überholung“, unterstreicht Bauer.
Neue Generation an Entwicklerinnen und Entwicklern
Das Team implementierte neue Werkzeuge auf Basis einer JavaScript-Programmbibliothek, um die Entwicklung flexibler und skalierbarer Oberflächen zu ermöglichen. Die Anwendung ist intuitiv und ermöglicht immer wieder schnelle Anpassungen. WITRON nutzt diese Technologie unter anderem bei Workstation-Dialogen. Die Anwendung, eine moderne IT-Umgebung, soll Arbeitsplätze attraktiver machen – bei WITRON und beim Kunden. Ein entscheidendes Unterscheidungskriterium in der heutigen Arbeitswelt. „Wir bringen dort in dem Projekt junge, Web-Erfahrene und Senior-Entwicklerinnen und -Entwickler, die die Geschäftsprozesse verinnerlicht haben, zusammen. Das Ergebnis spricht für sich, eine ganze neue Dialog-Welt, die der Kunde aus seinem Alltag kennt.“ Bauers Ziel: Eine Individualisierung der Kundenoberfläche, ohne den Zwang die dahinterliegende Hardware upgraden zu müssen.
Roadmap als Basis für Weiterentwicklung
Doch mit der Fertigstellung und Abnahme der neuen Software ist der Change-Prozess für WITRON noch nicht abgeschlossen. „Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Softwarepflege und permanente Weiterentwicklung in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden“, so Stefan Bauer. „Der Softwarepflege-Prozess wird anhand eines Service-Vertrages festgelegt und mittels einer Road-Map gemeinsam mit dem Kunden umgesetzt.“
Effizienz und Vermeidung von Komplexität im Fokus
Während Stefan Bauer und seine Kolleginnen und Kollegen die Architektur verantworten, macht Dominik Simbeck die Oberflächen „hübsch“. Simbeck verzieht das Gesicht. Das will er so nicht stehenlassen. „User Experience und Usability ist mehr als Corporate CI-Farben auf das HMI zu bringen. Es geht nicht um das Aufhübschen es geht vielmehr um Effizienz, um die Vermeidung von Komplexität,“ unterstreicht er. Er und sein Team haben in den vergangenen Monaten einen UX-Prozess im Unternehmen etabliert. Der Prozess basiert auf einem klassischen Design-Thinking-Ansatz. Ziel ist es, die Bedürfnisse der Benutzer frühzeitig zu erkennen und die Prozesse entsprechend zu optimieren. Dies beginnt mit der theoretischen Modellierung der Prozesse, gefolgt von der Erstellung von Wireframes und iterativen Tests mit Endanwendern. Der Prozess führt zur Entwicklung eines UI-Prototyps, der schließlich an die Softwareentwicklung übergeben wird. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Benutzeroberflächen kontinuierlich zu verbessern und an die Bedürfnisse der Anwender anzupassen. Die Umstellung auf browserbasierte Oberflächen erforderte auch organisatorische Anpassungen bei WITRON. Ein spezialisiertes UX-Team wurde gebildet, das sich ausschließlich mit der Optimierung der Benutzererfahrung beschäftigt. Ein konsistentes Designsystem wurde eingeführt, um die Qualität und Konsistenz der Oberflächen zu gewährleisten. Diese Maßnahmen erleichtern nicht nur die Entwicklung neuer Anwendungen, sondern verbessern auch die Wartbarkeit und Weiterentwicklung bestehender Systeme – sowohl technologisch als auch funktionell.
„Anforderungen ändern sich, es gibt neue Innovationen von WITRON, das Kundengeschäft ändert sich. Da müssen wir fortwährend dranbleiben. Deswegen ist das UX-Thema jetzt auch Bestandteil der Produktentwicklung und eine treibende Kraft, die hinter der UI-Entwicklung steht.“
„UX und User-Interface-Design sind in der Industrie anders als im Consumer-Markt“, unterstreicht der Spezialist. Eine der größten Herausforderungen sind die Anpassungen der UX-Strategien an die spezifischen Anforderungen industrieller Umgebungen. Beispielsweise müssen Touch-Panels in Tiefkühlumgebungen bei minus 26 Grad Celsius auch mit Handschuhen bedienbar sein und benötigen daher eine andere Gestaltung als typische Consumer-Tablets. Auch die Farbgestaltung und Kontraste müssen an die Beleuchtungsverhältnisse in Lagerhallen angepasst werden.
Quelle: WITRON Logistik + Informatik GmbH