Ukraine-Krieg: Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind gravierend

Deutsche BundesbankDie wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine werden in Deutschland immer spürbarer. Das gesamte Ausmaß ist noch ungewiss und wird auch vom Fortgang des Krieges abhängen, die Bundesbank prognostiziert aber, dass die für das zweite Quartal eigentlich erwartete Erholung der wirtschaftlichen Lage „deutlich schwächer ausfallen“ werde: „Im Verbund mit den absehbaren Beeinträchtigungen des Außenhandels sowie der erhöhten Unsicherheit dürften die Folgen des Krieges die eigentlich erwartete wirtschaftliche Erholung erheblich schwächen“, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht.

Vor allem die Lieferkettenprobleme – unter denen die Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin leidet – könnten sich in den kommenden Monaten wieder verschärfen und auch die Preisentwicklung bereitet der Bundesbank Sorge. Das dürfte dazu führen, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands „in etwa stagnieren“ könnte, zitiert die Zeit aus dem Bericht der Bundesbank.

Preisentwicklung auf Rekordniveau

Die Prognosen für die Preisentwicklung in den kommenden Monaten sind düster, gerade in Hinblick darauf, dass die Preise auch ohne Ukrainekrieg derzeit einem starken Anstieg unterliegen. Schon im Februar stiegen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte um durchschnittlich 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Laut Statistischem Bundesamt ist das der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Einige Ökonomen hatten sogar mit noch höheren Preissteigerungen gerechnet. Die aktuelle Preisentwicklung im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ist in den Ergebnissen noch gar nicht enthalten.

Die Entwicklung deute nun darauf hin, dass Verbraucher sich auf anhaltend hohe Preissteigerungen einstellen müssen, so die Zeit. Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. Derzeit liegt die Inflation deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. „Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland“, heißt es vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Haupttreiber sind einmal mehr die Energiepreise. Die waren im Februar durchschnittlich um 68 Prozent teurer, allein Erdgas war mehr 125 Prozent teurer. Nahrungsmittel waren im Schnitt 9,2 Prozent teurer.

Mehr Insolvenzen erwartet

Der Ukraine-Krieg beeinflusst auch das Welthandelsvolumen und könnte Unternehmen in Europa und Deutschland hart treffen. Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet Reuters zufolge mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen. Bis vor Kurzem prognostizierte Euler Hermes für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 3,2 Prozent, hat die Prognose aufgrund des russischen Einmarschs in die Ukraine aber auf 1,8 Prozent heruntergeschraubt. „Bei einer weiteren Eskalation des Konflikts droht 2023 eine Rezession für die gesamte Weltwirtschaft, für die Euro-Zone und auch für Deutschland“, so Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz und der Konzerntochter Euler Hermes.

Die Insolvenzen in Europa könnten mit 23 Prozent deutlich stärker ausfallen als erwartet, wenn die Politik nicht gegensteuere und auch in Deutschland werde die Zahl der Unternehmenspleiten steigen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Peter Adrian, fordert die Politik zum Handeln auf: „Wir brauchen Hilfen für unmittelbar, aber auch für mittelbar betroffene Unternehmen – bei den Energiekosten, aber möglicherweise auch darüber hinaus. Außerdem haben sich Bürgschaftsprogramme bewährt. In energieintensiven Bereichen, die jetzt besonders stark betroffen sind, werden auch Hilfen mit Eigenkapital nötig sein.“ Entscheidend für die wirtschaftlichen Entwicklungen in den kommenden Monaten wird die Länge des Krieges werden.

Geschrieben von Christoph Pech
Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Portal Logistik-Watchblog.de veröffentlicht.